06.09.1947 bis 26.09.1947 Löschhilfe der Krüner Männer beim Brand an der Arnspitze

Auszug aus unserer Chronik:
"Zum Großbrand an der Arnspitze wurde auch die Krüner Wehr alarmiert. Während 20 Tagen, vom 6. bis 26. September 1947 waren ständig Krüner Feuerwehrmänner dort eingesetzt. Durch den enormen Einsatz, den dabei die Motorspritze leisten musste, gab sie den Geist auf. Es wurde jedoch gleich wieder eine neue erworben, und dazu noch zwei Kleinspritzen, so dass die Wehr neben großem Lob für ausgezeichnete Leistung auch eine Verbesserung der Ausrüstung nach diesem Brand vermelden konnte."

Ergänzung aus unserer 100. jährigen Chronik:
"In einem kurzen Bericht läßt Mathias Kriner sen. „Hansl-Bauer”die Ereignisse Revue passie
ren, von denen heute noch, nach rund 44 Jahren, bei passender Gelegenheit gesprochen wird.
Vom größten Einsatz von Feuerwehren im alpenländischen Raum, der bis zu diesem Zeit
punkt wohl einmalig war, nämlich vom Brand an der Arnspitze bei Mittenwald.
Es war ein sehr heißer und trockener Sommer, als Anfang August 1947 im Waldgelände an der
Arnspitze Feuer ausbrach. Die genaue Ursache konnte nie ermittelt werden, vermutlich waren es
aber Touristen, die durch weggeworfene Zigaretten den Brand auslösten. In dem ausgedörrten
Waldhoden, mit Unterholz und Reisig, fand das Feuer reichlich Nahrung. Die Steilhanglage des
Geländes sorgte zusätzlich für rasche Ausbreitung. Die Waldbrandbekämpfung herkömmlicher
Art, mit Patschen und Gräben ziehen, erwies sich sehr bald als unzulänglich. Das Feuerfraß sich,
einem Naturgesetz folgend, sehr schnell nach oben. Im Latschengürtel brannte nicht nur der
Bewuchs, sondern auch der ausgetrocknete, torfähnliche Boden wie Zunder, und mit ihm das
Wurzelwerk, welches in diesen Regionen den Boden ja fest hält. Dieser Umstand löste mit Glut vermischte Steinlawinen aus, die den Steilhang hinunter stürzten, - im alpinen Hochwald neue Brandherde schafften, - die sich dann neuerdings wieder nach oben ausbreiteten. Flugfeuer, von brennenden Bäumen ausgelöst, wurde durch Wind oft weit hinter die angelegten Sperrlinien getragen, so daß die gesamte, bis dahin aufgebrachte Mühe der Brandbe kämpfung umsonst war. Angesichts der Befürchtung einer sich anbahnenden Katastrophe und der Nutzlosigkeit aller bishe
rigen Bekämpfungsmaßnahmen, wurde beim Landratsamt Garmisch-Partenkirchen eiligst eine
Art Katastrophensitzung einberufen. Bürgermeister und die Feuerwehrkommandanten des Land
kreises, sowie Vertreter der amerikanischen Militärregierung waren sich einig, daß hier schnell
stens und großzügig technische Hilfe von Nöten war. Die Amerikaner erklärten sich sofort bereit,
den benötigten Treibstoffzu liefern und wenn nötig, Fahrzeuge zu stellen. Alle Freiwilligen Feuer
wehren des Landkreises verpflichteten sich, alle Motorspritzen und soweit als möglich Mannschaf
ten einzusetzen. So wurde gleich am nächsten Tag mit dem Aufbau der ersten Leitung begonnen.
Im Gasthaus „Zur Mühle” in Unterleutasch wurde eine behelfsmäßige Befehlsstelle eingerichtet.
Das Löschwasser wurde dort auch gleich von der Leutascher Ache entnommen. Der Aufbau der
Leitung war in dem unwegsamen Gelände außerordentlich schwierig und bedeutete Schwerstar
beit für die Männer. - Hier darf nicht unerwähnt bleiben, daß die körperliche Leistungsfähigkeit
der Leute damals sehr zu wünschen übrig ließ. Die meisten Männer waren vom Krieg her noch
ausgezehrt und mußten noch Jahre danach, bis 1948, mit unzureichenden Lebensmittelrationen
aufMarken leben Die Motorspritzen mußten größtenteils per Muskelkraft aufden Berggebracht
werden. Zum Glück standen noch einige MullTs der Gebirgsjäger, die den Krieg überlebt hatten,
zur Verfügung, die wenigstens das Schlauchmaterial und die Wasserbassins hinaufschleppten. Die Standorte der einzelnen Motor-Spritzen wurden mittels Höhenmeßgerät, welches die Oberammergauer Wehr dabei hatte, festgelegt. So wurde nun jeweils eine Reihe, etwa gleich leistungsstarker Tragkraftspritzen hintereinander geschaltet. Die gesamte Leitung war in drei Sektionen eingeteilt. Zur Unterteilung dienten zwei große Gummi-Wasser-Bassins, welche von den Amerikanern zur Verfügung gestellt wurden. Damit war gewährleistet, daß bei Ausfall einer Motorspritze nicht gleich die ganze Leitung trocken war. Nach Inbetriebnahme dieser Leitung konnte nun das Feuer zwar örtlich bekämpft werden, aber
bei der enormen Ausdehnung des Flächenbrandes war der Erfolg nicht viel mehr als der sprich
wörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Oft mußten sich die Männer am Strahlrohrfluchtartig
zurückziehen, um nicht von den Flammen eingeschlossen zu werden.
Unter Einbeziehung auswärtiger Feuerwehren, insbesondere auch der Tiroler Wehren, wurde
nun eine zweite Leitung, ebenfalls von Leutasch aus aufgebaut. Etwas später wurde mit städti
schen, auch Berufsfeuerwehren aus dem ganzen bayerischen Raum eine dritte Leitung, von der
Isar auf den Riedboden, durch die Flasen-Leine zur Amspitze aufgebaut. Wenn mich mein Erinnerungsvermögen nicht täuscht, waren nach Inbetriebnahme aller drei Leitungen insgesamt ca. 130 Motor-Spritzen im Einsatz. Das höchste Strahlrohr befand sich fast auf einer Höhe von ca. 1800 Metern. Tagsüber konnte man, meist auch von Krün aus, die Rauchwolke und des Nachts oft den Feuerschein an der Amspitze sehen. Bei Südwind war gelegentlich Brandgeruch und sogar leichter Aschenregen spürbar. Der Ort Mittenwald glich einem Heerlager. Feuerwehruniformen und Fahrzeuge beherrschten das Ortsbild. Einschlägige Firmen, wie Magirus und Ziegler waren mit Werkstattwagen und Ersatzteil-Lager vertreten. An der Leutascher Mühle betankten die Amerikaner jeden Morgen sämtliche Feuerwehrfahrzeuge. In den Kanistern wurde der Treibstoff von den Mulis zu den Motor Spritzen auf den Berg gebracht. Da über den Verbrauch kein Nachweis geführt wurde, kamen die Fahrzeuge jeden Tag mit leerem Tankzum Nachfüllen! Infolge der günstigen Treibstoff-Bezugsquelle entwickelte sich bald in Tirol ein Tauschhandel,
Benzin gegen Wein, im Verhältnis 1:1. Böse Zungen behaupteten damals, daß dieser Umstand
eine rasche Brandbekämpfung immer wieder verzögert habe.
Abgesehen von solchen Randerscheinungen gebührt jedoch den Feuerwehren höchstes Lob. Es
wäre nicht auszudenken gewesen, welchen Umfang der Amspitzbrand hätte annehmen können,
ohne diesen technischen Großeinsatz der Feuerwehren. Trotz der mühevollen und zum Teil
gefährlichen Löscharbeiten dauerte esfast bis November als Sehneesall zu Hilfe kam. Endgültig
„Feuer aus ” konnte erst nach diesem Geschenk der Natur gemeldet werden.
Was den wochenlangen Betrieb der Motor-Spritzen anbelangt, ist zu vermerken, daß die meisten
den Dauereinsatz nicht ohne Schaden überstanden. Mit am längsten war die alte Krüner Motor-
Spritze im Einsatz. Doch dem wochenlangen Betrieb war auch sie nicht gewachsen. Ein typischer
Nachteil beim Boxermotor, daß ein Zylinder nur unzureichend mit Ol geschmiert wird, sorgte
dafür, daß sich der Kolben festfraß. Als Ersatz bekam die Krüner Wehr sofort eine „TS 8 ”. Gut
bewährt haben sich im Bergeinsatz die leichten, wenn auch nicht sehr leistungsstarken Ziegler-
Spritzen. Im Tausch gegen Messing-Armaturen, welche am früheren Pionier-Übungsplatz am
Isar-Stausee von der Wehrmacht zurückgeblieben waren, konnte die Krüner Wehr zwei solche
Spritzen von den Ziegler-Werken erwerben. Nach dem Amspitz-Einsatz wurde auch die alte
Motor-Spritze wieder instandgesetzt, sodaß dann die Krüner Wehr über vier Motor-Spritzen ver-
fügte.
Soweit meine Erinnerungen, zu diesem wohl außergewöhnlichen Feuerwehreinsatz."